Es ist Pause im Salon und das aus gutem Grund. Der Gatte hat ein historisches Spirituosen-Rezeptbuch aufgetan und eines der Rezepte wieder aufleben lassen. Seit 2014 gibt es nun wieder den "Naumann-Bitter" und seit 2015 auch noch einen Whisky-Likör mit Honig und Kräutern.
Anstelle von Salongesprächen wird nun also abgefüllt und etikettiert. Und das ist gut so. Trotzdem vermisse ich die Salongespräche und möchte 2016 wenigestens eines durchführen.
2015 haben wir trotzdem noch etwas zusätzlich zu unseren eigentlichen Verpflichtungen und zur "Schnaps-Idee" veranstaltet, einen Flohmarkt zum Beispiel. Im Dezember waren wir an zwei Abenden bei der "Türen öffnen im Advent"-Aktion der katholischen Pfarrei dabei (und das als Agnostiker). Einmal im Monat führen wir seit Januar 2014 das Lesecafé durch - mit einem festen Leserstamm mittlerweile. Alles hat trotz des zeitlichen Aufwandes viel Spaß gemacht.
Jedem, der sich langweilt, sei nur geraten: Mach etwas aus Deinem Leben, denn Du hast nur das eine. Oftmals ist es leichter, als man denkt, etwas Wunderbares zu initiieren!
Dienstag, 29. Dezember 2015
Mittwoch, 1. April 2015
Zur Geschichte der Lesekränzchen
Die folgenden Leseprobe stammt aus meinem Aufsatz »Das
Lesekränzchen geht jeder anderen Einladung vor«, erschienen im "Delitzscher Jahrbuch für Geschichte und Landeskunde 2015", Copyright: Verlagshaus Heide-Druck Bad Düben, 2014.
"Ein
»Kränzchen« zu besuchen, ist aus der Mode gekommen. Die seit dem
15. Jahrhundert nachgewiesene Konnotation für Kränzchen als "eine
Gesellschaft, die sich reihum bei den Mitgliedern trifft"1,
ist aus der Mode gekommen ebenso wie die Kränzchen selbst. Im 18.
und 19. Jahrhundert, sogar bis in das 20. Jahrhundert hinein, waren
in Deutschland Kaffee- und Teekränzchen bekannt, seit der Aufklärung
auch Lesekränzchen, die in Deutschland wohl in Berlin in den 1780er
und 1790er Jahren ihre Anfänge nahmen.2
Freilich
ging dem eine aufklärerische Entwicklung in Frankreich voraus, wo
sich schon seit dem frühen 17. Jahrhundert eine Salonkultur um Damen
entwickelt hatte, die keinen individuellen, freien oder geschäftlich
wirksamen Auftritt in der Öffentlichkeit hatten3,
und die deshalb in ihren häuslichen Räumlichkeiten in losen Treffen
hervorragende Personen verschiedener Betätigungs- und
Interessengebiete um sich scharten4
und damit eine Art eigene Privatgesellschaft ohne sture Einhaltung
der Ränge und Hierarchien etablierten. Zwar stand damals noch nicht
das freidenkerisch-politische, sondern das gebildete Wollen im
Vordergrund dieser weiblichen Aktivitäten, zudem drückte sich über
die Organisation dieser Salons das Selbstbewusstsein der Damen aus.
Berühmt
geworden sind die Salons der Marquise de Rambouillet, der Madame de
Sablé, der Mademoiselle de Scudéry. Sie und die anderen Salonnieres
schufen im Laufe des 17. Jahrhunderts Horte der Moden und des
geistigen Austauschs, bereiteten den Boden für Konversationen über
wissenschaftliche Entdeckungen, Kunst und Philosophie.5
Im 18. Jahrhundert wechselten die Themen in den Salons. Die
Salonniere Marie Thérèse Rodet Geoffrin (16991777)
beispielsweise, die über den beeindruckenden Zeitraum von 28 Jahren
zweimal wöchentlich in ihren Salon lud, traf Regenten und
Geistesgrößen ihrer Zeit.6
Lesegesellschaften
als Leseclubs mit männlichen Mitgliedern bildeten dann das
Gegenstück zu den Salons der Salondamen und waren selbst wiederum
teilweise Vorläufer der Lesekränzchen bzw. bestanden auch parallel
zu ihnen. Die Statuten der Lesegesellschaften verwehrten nahezu
ausnahmslos Personen von niedrigem Stand, wie Studenten, und Frauen
den Zugang. Interessenten fanden meist nur Aufnahme in die
Gesellschaften, wenn die Mitglieder darüber berieten und der
Aufnahme zustimmten – die Lesegesellschaften schotteten sich nach
außen ab und diskriminierten fröhlich nach Geschlecht und Stand.
Die Männer dort lasen meist nur aufklärerische politische Werke,
während belletristische Bücher nicht in ihre Hände gelangten.7
Seit 1760 sind diese Lesegesellschaften für den deutschsprachigen
Raum nachgewiesen, die als Club, Kabinett, in einer Art Ringtausch-
oder als Einkaufsgemeinschaften für die damals noch kostbaren Bücher
funktionierten. Einzelne Lesegesellschaften haben sich bis heute
erhalten, wie die »Lesegesellschaft zu Köln von 1872«, die 1787
gegründete »Allgemeine Lesegesellschaft Basel«, die 1790
entstandene »Lesegesellschaft Wädenswill« oder die 1818 gegründete
»Lesegesellschaft Bülach«.
Familiär
geprägt waren dagegen die Lesekränzchen, für die es erste
Nachweise ebenfalls für die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts gibt.
Schon 1724 rief die Hamburger Wochenzeitung »Der Patriot« Familien
dazu auf, Lesekränzchen abzuhalten. Diese sollten von vier Familien
mit ihren Kindern reihum durchgeführt werden. Mitzubringen seien
Handarbeiten für die Frauen, Wein, ein Buch sowie eine Schüssel mit
Speisen. Der Gastgeber habe jeweils für Tee und Kaffee zu sorgen.8
Spätestens
seit dem frühen 19. Jahrhundert waren Lesekränzchen nahezu
ausschließlich Treffen von Frauen des Bildungsbürgertums. Meyers
Großes Konversationslexikon definiert ein gutes Jahrhundert später
1907: »Kränzchen (Kaffeekränzchen): Nachmittagsgesellschaften
befreundeter Frauen und Mädchen, die sich der Reihe nach abwechselnd
an einem Tag der Woche (Kränzeltag) bei einem Mitglied des Kreises
versammeln. Das K. wird als schweizerische Gewohnheit bereits 1775
von Sophie Laroche in ihrem in Jacobys >Iris<
veröffentlichen Briefroman9
erwähnt.«10
Das Zitat von La Roches, auf das hier verwiesen wird, lässt erahnen,
welcher Ruf den Kränzchen in den Anfangsjahrzehnten anhing:
»Jeden Donnerstag kommen sie mit ihrer Arbeit, Nachmittags um drey
Uhr, artig geputzt, zusammen; trinken eine Tasse Coffee, aber nicht
heiß, weil heißer Coffee der Schönheit und der Reinlichkeit der
Gesichtsfarbe schadet. Nach diesem geben sie einige Teller mit Obst
und Confect. […] Dann wird erzählt, was man Schönes und
Nützliches gelesen oder gehört, und sich eigen gemacht. Nachdem
Etwas aus dem Schauplatz der Natur, einer Wochenschrift, eine
Comödie, oder Poesie gelesen; darüber geredet und auf die Letzt für
Arme etwas Geld gesammelt;«
Auch
noch 100 Jahre später beklagt Luise Büchner in ihrem Werk »Die
Frauen und ihr Beruf«, dass die junge Frauen nicht vernünftig
vorlesen könnten und die Lesekränzchen dagegen keine Abhilfe zu
schaffen vermögen. 11
Später
deutet man die Lesekränzchen, die sich in Deutschland von Berlin
ausgehend seit dem 1780er und 1790er Jahren schnell und
bis in den ländlichen Raum hinein verbreiteten, als Horte der
Bildung, die der Galanterie der Frauen, also dem eher oberflächlichen
Kokettieren und Schöntun, in scharfem Gegensatz gegenüberstehen.
»Der Endzweck ihres Zusammenseins ist Bildung.« stellt der
Kulturhistoriker Max von Boehn 1905 in seinem Bestseller »Die Mode«
fest.12 [...]"
1Kluge,
Friedrich. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin,
New York: 2002. S. 535.
2Wilhelmy-Dollinger,
Petra. Die Berliner Salons: mit historisch-literarischen
Spaziergängen. Berlin, New York: 2000, S. 63.
Nicht
eingegangen wird hier auf weitere Kränzchen-Typen, wie
Freimaurerkränzchen (Vgl. z. B. Wilde, Manfred: Delitzsch. Alte
Bilder erzählen. Erfurt 1998, S. 71), Schweizer
Handwerker-Lesekränzchen (vgl. Malten, H. [Hg.]: H. Malten's
Neueste Weltkunde, Aarau 1836, S. 41f.) oder Studentenvereine, die
sich etwa in Halle verniedlichend „Kränzchen“ nannten (Vgl.
Pollandt, Peter: Vivat, crescat, floriat! Postkarten alter
hallescher Studentenverbindungen. Halle 2002, S. 13).
3Weiterführend
zur Entwicklung der Mädchen- und Frauenbildung im
18. Jahrhundert empfiehlt sich die Lektüre der Dissertation von
Christiane Brokmann-Nooren. Weibliche Bildung im 18. Jahrhundert :
»gelehrtes Frauenzimmer« und »gefällige Gattin« Oldenburg 1992.
Zugang über Bibliotheks- und Informationssystem der Universität
Oldenburg.
4Onuki,
Atsuko. Geselliges Gespräch als eine andere Quelle der Vernunft –
Herausbildung der 'Universalität' und Konstruktion der
Gender-Differenzen. In: Kimura, Naoji und Karin Moser von Filseck
(Hrsg.). Universalitätsanspruch und partikulare Wirklichkeit.
Würzburg 2007. S. 139.
5De
los Lanos, José. Das Denken und die Wissenschaften. In: Kunst- und
Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.), Geist und
Galanterie. Kunst und Wissenschaft. Im 18. Jahrhundert. Bonn 2002,
S. 21f.
6De
los Lanos (wie Anm. 5), S. 23f.
7Vgl.
zu den Lesegesellschaften Schön, Erich: Lesestoffe, Leseorte,
Leserschichten. In: Glas, Horst Albert und Vajda, György M.
(Hrsg.): Die Wende von der Aufklärung zur Romantik. 1760 bis 1820.
Amsterdam, Philadelphia 2001, S. 77-114, hier S. 100ff.
8Vgl.
Hausen, Karin: »Eine Ulme für das schwache Efeu« Ehepaare im
Bildungsbürgertum. Ideale und Wirklichkeiten im 18. und 19.
Jahrhundert. In: Frevert, Ute: Bürgerinnen und Bürger.
Geschlechterverhältnisse im 19. Jahrhundert. Göttingen 199, S.
108.
9Gemeint
ist damit der Roman »Rosaliens Briefe an ihre Freundin Marianne von
St«, im Erstdruck 1779-1781 in Altenburg bei Richter erschienen.
Verfasserin war die Schriftstellerin Sophie von La Roche, die von
1771 bis 1780 in Koblenz regelmäßig in einen eigenen Salon einlud.
10Meyers
Großes Konversationslexikon. Band 11. Leipzig 1907, S. 595.
11
»Die
fehlende Uebung ist wohl in der Regel die Hauptursache dieses
Mangels, nicht minderder Umstand, daß die jungen Leute eben darum
zu selten gut vor lesen hören. Die Lesekränzchen, wo mit
vertheilten Rollen gelesen wird,
helfen dem Uebel nur wenig ab. Erst muß
man fließend
Prosa vorlesen können, ehe man sich
an die gebundene Sprache wagt, und die
Meisten lernen dort nicht mit Geschmack lesen, sondern nur
declamiren. Ueber die Art dieser
Declama tion, über das fal sche athos,
das dabei gewöhnlich
in Anwen dung kommt, breite sich
schweigend die Decke der Duldung. Wir
wollen nur daran erinnern, daß für das Ganze durch
diese Leseübungen wenig gewonnen wird.
Die Hauptrollen
fallen schließlich doch immer, und
zwar mit dem größten Recht, an die zwei
oder drei
guten Leser, welche in der Regel den Kern
dieser Vereinigungen bilden.«
Büchner, Luise. Die Frauen und ihr Beruf. 4. Auflage, Darmstadt
1872, S. 277. Als ebook abrufbar:
http://www.ngiyaw-ebooks.org/ngiyaw/buechner/frau_beruf/frau_beruf.pdf
12Boehn,
Max von: Die Mode: Menschen und Moden im neunzehnten Jahrhundert.
17901817.
3. Auflage, München 1905, S. 158.
Sonntag, 15. März 2015
Restaurant auf Zeit
In den letzten Monaten gab es kein Salongespräch, dafür aber beim letzten Restaurant Day am 15. Februar 2015 ein Restaurant auf Zeit im Gartensalon.
Und das haben wir serviert:
Und das haben wir serviert:
- Tomatensuppe mit Gin-Sahne
- Salat aus roten Linsen
- Libanesisches Hähnchen mit Tabouleh
- Orangen-Tiramisu
Für die Premiere war der Zuspruch in Ordnung und wie immer rate ich jedem Zweifler, dass er es einfach mal probieren soll - sowohl das Gastgeben als auch das Gast sein beim Restaurant Day.
Zur Pause beim Salongespräch:
Dass auf eine persönliche Einladung gar nicht reagiert wird, mussten wir beim letzten Salongespräch erleben. Einige der Eingeladenen waren nicht in der Lage mitzuteilen, dass sie nicht kommen können oder wollen. Kein Kommentar, nur das Fazit:
Gästeliste bereinigen.
Zum Salonkonzert:
Nachdem das Datum auf Wunsch der Künstlerin geändert wurde, war die Konfusion bei unseren potentiellen Gästen perfekt. Als dann die Künstlerin doch auf den alten Termin umschwenken wollte, haben wir die Reißleine gezogen. Kein Kommentar, nur das Fazit:
Never change a winning plan.
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